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Einlagen, Schiene oder OP: Hallux rigidus optimal behandeln

Hallux rigidus optimal behandeln - das große jameda Interview mit Dr. André Morawe.

jameda: Im Handel gibt es verschiedene orthopädische Hilfsmittel, die Patienten das Laufen trotz Arthrose erleichtern sollen. Wann machen Schienen und Einlagen Sinn?

Dr. Morawe: Die Arthrose, dass heisst der Gelenlkknorpelabrieb des Gorsszehengrundgelenks, lässt sich in frühen Stadien mit Korrektureinlagen, die ein Tieferlegen der Grosszehe mit gleichzeitiger gezielter Stabilsierung des ersten Strahls mit einer sogenannten „Rigidusfeder“ behandeln.  Der Nachteil dieser Feder ist allerdings, dass es zu einer eingeschränkten Beweglichkeit der Grosszehe kommt. Andere sinnvolle Hilfsmittel oder Nachtschienen gibt es nicht.

jameda: Was sollten Hallux-rigidus-Patienten beim Schuhkauf beachten? 

Dr. Morawe: Die Schuhe sollten zum einen ausreichenden Platz haben, insbesondere im Oberleder, damit die störenden Knochenverbildungen der Arthrose nicht reiben können. Zum anderen profitieren die Patienten von einer steifen Schuhsohle, da hierdurch das Gelenk weniger belastet wird. Flexible Sohlen wie Flipflops oder Mokassins werden in der Regel nicht toleriert. Auch das Tragen von High Heels wird wegen der häufig eingeschränkten Streckfähigkeit nicht gut ausgehalten.

jameda: Spezielle Übungen können helfen, die Versteifung zu lockern. Wie sehen diese Übungen aus? Beheben sie die Ursache des Hallux rigidus?

Dr. Morawe: Diese Übungen dienen insbesondere dazu, die noch vorhandene Beweglichkeit nicht weiter zu verlieren, also den Einsteifungsprozess aufzuhalten. Ein einmal eingesteiftes Gelenk wird in aller Regel mit Krankengynmnastik nicht wieder beweglich. Die Übungen beinhalten ein Gleiten des Gelenks, Traktion, dass heisst streckende Techniken und insbesondere manualtherapeutische Behandlungsansätze.

jameda: Eine Operation erfolgt in der Regel, wenn die Erkrankung weiter fortgeschritten ist und starke Beschwerden verursacht. Welche Methoden stehen zur Verfügung? Welche ist die erfolgversprechendste? 

Dr. Morawe: Dies kommt immer auf das Stadium, die individuelle Lebenssituation, dem Leidensdruck und dem Patientenwunsch an. Im Frühstadium werden lediglich die Knochenverbildungen entfernt und das Gelenk mobilisiert, in mittleren Stadium lässt sich mit einer gelenkerhaltenden Umstellungsoperation das Problem lösen. Lediglich in sehr weit fortgeschrittenen Stadien wird heutzutage entweder ein künstliches Gelenk bei noch vorhandener Restbeweglichkeit eingesetzt oder eine Stabilisierungsoperation (Versteifung) durchgeführt. Die individuelle Empfehlung lässt sich nur nach exakter Untersuchung und Beratung des Patient vornehmen. 
Allerdings sollte, wann immer es zu vertreten ist, ein gelenkerhaltendes Verfahren bevorzugt werden, da dies der natürlichen Biomechanik noch am nächsten kommt. Aus diesem Grund kann auch die Aussage, solange mit einer Operation zu warten, bis es nicht mehr auszuhaltend ist, nicht uneingeschränkt aufrechterhalten werden.  

jameda: Nach der Operation muss der Patient einige Tage im Krankenhaus bleiben. Wie sieht die Nachbehandlung aus?

Dr. Morawe: In der Regel bedarf es eines Verbandschuh zwischen 3-6 Wochen und Lymphdrainagen sowie Physiotherapie.Unterarmgehstützen werden fast nie  benötigt

jameda: Mit einem Spezialschuh lernt der Patient nach der OP, wieder zu laufen. Wann kann sich der Patient wieder normal fortbewegen? Treten nach der OP häufig Schmerzen auf?

Dr. Morawe: Der Patient kann direkt nach der Operation aufstehen und ohne fremde Hilfe laufen. Aufgrund der anfängliche Schwellneigung sollte der Fuss in den ersten Tagen noch hochgelegt werden und mit Eis behandelt werden. Schmerzen treten aufgrund der schonenden Operationstechnik und der differenzierten Schmerztherapie so gut wie gar nicht auf. 

jameda: Was müssen Patienten nach der OP beachten? Wie lange sind sie krankgeschrieben?

Dr. Morawe: Das hängt natürlich vom Beruf ab, Krankschreibungen zwischen 1 und 6 Wochen sind üblich je nach Tätigkeit und angewendeten Verfahren. 

jameda: Nach drei Monaten dürfen Patienten wieder Sport treiben. Ist das Zehengelenk wieder so gut beweglich wie vor der Entstehung des Hallux rigidus?

Dr. Morawe: Bei  den gelenkerhaltenden Verfahren und mit einem Kunstgelenk ja, im Falle der Stabilisierungsoperation entfällt die schmerzhafte Restbeweglichkeit, hier wird die Mobilität über die Nachbargelenke kompensiert. 

jameda: Vielen Dank für das Interview! 

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